MITTAGSKOGEL & NATTERRIEGEL
Lage:
Östliche Haller Mauern, zwischen Hexenturm und Grabnertörl.
Im Süden Hall und Weng bei Admont, nordseitig das Laussatal/Hengstpass.
Höhe:
Mittagskogel, 2041 m
Natterriegel, 2065 m
Rauchmauer, 1853 m
Zustiege:
• Über Admonterhaus Weg-Nr.: 634, ab Admonterhaus
1 Std. bis Mittagskogel – weiter zum Natterriegel 10 Minuten
Charakter:
Die beiden Nachbargipfel werden vom Natternsattel getrennt (10 Gehminuten). Mittagskogel und Natterriegel werden im Zuge einer Begehung des Hexenturmes überschritten und sind vergleichsweise wenig auffällige Erhebungen – umso schöner ist ihr Rundumblick. Bei guten Verhältnissen herrliche Skitour. Im Nordosten schließt sich die Rauchmauer an: Kletterberg mit alpinem Charakter.
Mittagskogel und Natterriegel sind die Hausberge des Admonterhauses.
Der Anstieg führt über den Kamm des Haller Grates mäßig steil aufwärts und mündet nach einer kurzen Felspassage am Pongratzweg in Serpentinen auf
der sanften Gipfelkuppe. Nach Norden hin zieht ein Verbindungskamm zur Rauchmauer (1853 m) hinunter. Der unscheinbare Berg trennt das Rauchkar
vom Rosskar und wird wegen seiner plattigen Südostwand auch als Kletterberg genützt (Zustieg über das Seekar, 1 Std.). Die Touren sind im fünften Grad angesiedelt – vom Hauptgipfel sind noch elf weitere Spitzen in direkter Gangart zu überwinden (daher früher auch „Zwölferkogel“ genannt), danach noch kurzer Aufstieg zum Mittagskogel (1,5 Std. II+, nur bei guten Bedingungen zu empfehlen).
Der Mittagskogel wird durch den Natternsattel in knapp 10 Gehminuten vom ebenfalls kuppenartigen Natterriegel getrennt. Die Wiesen- und Dolinen durchsetzten nordseitigen Abhänge sind ein idealer Lebensraum für Gämsen, die auch wenig Scheu vor zweibeinigen Besuchern zeigen. Der Name Natterriegel beruht auf einer Sage, wonach sich ein schlaftrunkener Wilderer plötzlich inmitten eines Schlangengezüchts wiederfand; die Beute, ein Gamsbock, wurde von den Reptilien mit Haut und Haaren verschlungen – der Wilderer konnte derweil entfliehen. Das Gipfelduo ohne namentlich genannte Erstbesteiger (vermutlich war‘s der erwähnte Wilderer), war schon früh Ziel von Touristen. Der Reiseschriftsteller Franz Sartori beschrieb anlässlich einer „Excursion auf den Natterrigl“ im Jahre 1811 zunächst die „prächtige Wirkung einer türkischen Musik, welche die geistlichen Herren des Stiftes Admont hier machten“. In der Folge skizzierte Sartori den weiteren Anweg mit viel Ehrfurcht: „Das Rollen des Kalkgruses unter den Füßen am unsicheren Rande des Abgrundes, alles erhöht hier die bangen Gefühle des Schwindels. Mit Entsetzen kehrt man das Auge hinweg von diesen grauenhaften Bildern, mit beiden Händen klammert man sich an die Felstrümmer, und mit keuchender Brust, zitternd vor der Gefahr des Abrollens in die schreckliche Tiefe hat man endlich die andere Seite erreicht.“ Heute gilt derselbe Weg als besonders attraktiver Anstieg ohne nennenswerte Schwierigkeiten und ist durchaus auch für weniger konditionsstarke Wanderer und Kinder machbar. Beide Gipfel bieten prachtvolle Rundumblicke. Dazu Pater Gregor Fuchs, 1872: „Wer über den himmelhohen Felsengewänden dieses Firstes steht, wie der Aar weit über Land und Menschenkinder hinblickend, dem woget hoch die Brust von wonnigen Gefühlen bestürmt!“
Besonders beliebt sind die benachbarten Gipfel bei Skibergsteigern. Der Aufstieg erfolgt entlang des Sommerweges, wobei die Steilstufe nach dem Haller Grat schon mit besonderer Vorsicht zu geniessen ist bzw. oft als unpassierbar eingestuft werden muss. Wichtig sind hier Harscheisen, da die Passage oft pickelhart gefroren ist. Auch die Lawinensituation kann an dieser Stelle durchaus bedenklich sein.
Bei solchen Verhältnissen daher der gute Tipp: Gipfel links liegen lassen und genussvolle Abfahrt vom Haller Grat aus ...
HEXENTURM
Lage:
Östliche Haller Mauern, zwischen Kesselkargrat und Natterriegel.
Nordseitig das Bären- bzw. das Rosskar, nach Süden erstreckt sich
der lang gezogene Spindelfeldgrat. Talorte im Süden Hall und Weng,
auf oberösterreichischer Seite im Norden die Ortschaft Oberlaussa.
Höhe: 2172 m
Zustiege:
• Über Admonterhaus durch das Rosskar
Weg-Nr.: 634, ab Admonterhaus 2,5 Std., Schwierigkeit: I
• Hexensteig-Klettersteig, Gehzeit: 1 Std., Schwierigkeit: A+B
Charakter:
Der Hexenturm ist ein optischer Fixpunkt in den Haller Mauern.
Seinen zweigeteilten Gipfelbau umranden zahlreiche freistehende Türme,
die besonders am „Hexensteig“ zur Geltung kommen. Als Skiberg wird er
von der Nordseite her, meist bis zur Rosskarscharte, begangen.
Kein lohnenswerter Kletterberg.
Der einheimische Jäger Hechtner stand im Jahre 1862 am Gipfel der Bärenkarmauer. Trotz des frühen Datums war er wohl kaum der Erste dort oben, denn schon 1823 wurde im Zuge einer groß angelegten Katastervermessung ebendort ein Triangulierungszeichen aufgestellt. Im August 1877 bestieg Hechtner erneut diesen Berg, diesmal als Führer einer „touristischen Partie“. Darunter war auch der Admonter Benediktinermönch Pater Gabriel Strobl, den weniger die bergsteigerische Leidenschaft als vielmehr die Wissenschaft dort hinauf zog.
Der begnadete Botaniker und Zoologe nahm anlässlich dieser Ersteigung die nach ihm benannte „Stroblrinne“ unter den Nagelschuh; noch heute eine beachtliche Leistung, immerhin beging er die furchterregend steile Schuttrinne mit der Botanisiertrommel unter dem Arm bergab! Und dann war da noch ein Grazer namens Dr. August Martinez mit dabei: Er soll aus der Bärenkarmauer den Hexenturm gemacht haben, indem er hinter dem Nebel umhauchten Wirrwarr aus Felstürmen schon die Hexen tanzen sah – seitdem hat sich die Bezeichnung Hexenturm eingebürgert, der Begriff Bärenkarmauer hingegen verschwand indes ...
Der Hexenturm-Anstieg lässt nur Geübte über sich ergehen (Stellen I, teilweise mit Stahlseil gesichert). Schon der Abstieg vom Natterriegel ins Rosskar erfordert, ebenso wie der letzte Gipfelaufschwung, Trittsicherheit (Natterriegel – Hexenturm 1,5 Std.). Vorsicht im Frühjahr: Die nordseitigen Schneefelder sind lange hart gefroren – Steigeisen und Pickel sind hier empfehlenswert!
Alternativ oder zur Runde kombiniert bietet sich der "Hexensteig" an, der nach einem kurzen Abstieg vom Natterriegel bei einem markanten Sattel (Tafel) per Quergang seinen Einstieg findet. Dieser von der AV-Sektion Admont-Gesäuse erbaute Klettersteig (A+B, ca. 1 Gehstunde, anfängerfreundlich) führt überwiegend südseitig entlang der Gratschneide über kurze Steilstufen und Rampen bis hinüber zum Rosskarsattel. Sehr abwechslungsreich und empfehlenswert!
Als Skiberg ist der Hexenturm von der nordseitigen Oberlaussa aus, im oberen Teil durch das Rosskar in drei Stunden zu begehen. Zumeist endet die Tour in der Rosskarscharte, da der Gipfelaufschwung fast immer vereist, vor allem aber durch abgewehte Steilstufen oft unbefahrbar ist. So der Hexenturm als Übergang im Zuge der Haller Mauern-Überschreitung gedacht ist, gibt’s zwei Varianten: entweder am Hauptkamm über Blöcke bis zum Westwand-Abbruch (IV, abseilen) oder zunächst hinüber zum Westgipfel und von dort links abwärts durch die Schlucht der Südwestwand (Stellen II). Empfehlenswert ist der Hexenturm in Kombination mit dem Grabnerstein-Jungfernsteig und einer Nächtigung am Admonterhaus.
GRABNERSTEIN
Lage:
Östliche Haller Mauern, zwischen Grabnertörl und den Ausläufern Richtung Leckenkogel. Im Süden Weng im Gesäuse, gegenüber die Admonter Höh`
am Fuße des Maierecks.
Höhe: 1847 m
Zustiege:
• Über Grabneralm, 1 Std.
• Über Admonterhaus, Jungfern-Klettersteig (A), 1 Std.
Charakter:
Der Grabnerstein wird als „schönster Blumenberg der Steiermark“ bezeichnet.
Seine Erscheinung ist südseitig eher unspektakulär; ein bis oben begrünter Kammgipfel, der nach Norden hin steil abfällt und Richtung Westen mit einem
scharf gezackten Felsgrat in der Jungfernscharte endet (Jungfern-Klettersteig).
Sehr schöner und beliebter Skiberg.
Der Grabnerstein ist jener von Süden her flach erscheinende Gipfel, an dem die Haller Mauern vom Stein gewordenen Felsbau der Admonter Warte in einen dicht bewachsenen Gratkamm übergehen. Nordöstlich vom Grabnerstein, über dem breiten Trog des Seebodens, zieht die Seemauer hinüber zur Wassermauer, zum Hochturm und weiter zum Leckenkogel – das Gebiet ist gewissermaßen eine Terra incognita, wegmäßig kaum erschlossen und daher so gut wie unbegangen. Nur unterhalb der Dirndlmauer, auf der Lahnalm, genießen in den Sommermonaten Besucher die Köstlichkeiten des Schermerhofes.
Die dem Ennstal zugewandte Südseite des Grabnersteines wartet mit einer außerordentlichen floralen Dichte auf, weshalb der Berg zurecht das Prädikat „schönster Blumenberg der Steiermark“ erhielt. Die beste Zeit, den Grabnerstein in voller Blumenpracht zu erleben, ist zwischen Mai und Juli. Als Besonderheit gelten die ausschließlich hier vorkommenden, kleinwüchsigen Narzissen; der Grund für dieses singuläre Vorkommen ist nicht näher bekannt. Ausgangspunkt für eine Besteigung ist die Grabneralm; von hier aus rechts abzweigend über die Wiesen des Kleinfeldbodens hinauf zum malerischen Zilmkogel und durch das Bärenkar weiter mäßig steil – vorbei an den Resten des ehemaligen Versuchsstalles des Grabnerhofes – in einer guten Gehstunde zum aussichtsreichen Gipfel.
Gegen Nordwesten hin zeigt sich der ansonsten so sanfte Grabnerstein schroff
und rau. Zunehmend steiniger werdend, bricht der wild zerklüftete Grat jäh in die Jungfernscharte ab, die von der „steinernen Mutter Gottes“ bewacht wird.
Durch diese wilde Szenerie aus Türmen, Schluchten und Rampen führt auch der so genannte „Jungfernsteig“, ein leichter Klettersteig (A, B, kompetent geführt auch anfänger- und kinderfreundlich), der an heiklen Stellen mit Seilen gesichert ist. Auch nach der Scharte bietet der Steig kühne Auf- und Abklettereien, bis er waagrecht am Admonterhaus endet. Gehzeit: Eine Stunde, kein Richtungsvorteil.
Der Grabnerstein zählt zu den Top-Skibergen in den Ennstaler Alpen. Dabei kann der Anstieg kurz vor der Grabneralm, im Bereich der „Freitagleit'n“, erhöhte Lawinengefahr aufweisen. Aus diesem Grund nutzen Kenner einen anderen Zugang: dort, wo die Forststraße nahe der Hochreith (Schaukasten) nach links weiterführt, steigt man zunächst der Straße entlang gemächlich geradeaus weiter, bis bald ein steiler Buchenwald erreicht wird. Diesen weiter aufwärts, bis sich in das flacher werdende Gelände Lärchen und freie Hochflächen einmischen. Am Zilmkogel wird wieder der von der Grabneralm kommende Normalweg erreicht. Abfahrt am gleichen Weg oder über die Grabneralm und (ab hier alternativ, skifahrerisch weniger lohnend) weiter der blauen Markierung entlang zum Wenger Kletzenberg, nahe des Buchauer Sattels.
DER SCHÖNSTE BLUMENBERG DER STEIERMARK
Die beste Zeit für den "schönsten Blumenberg der Steiermark"
ist von Mitte Mai bis Juli.